Die KAGes nutzt jede Form von Abwärme: Neue Anlage in Betrieb genommen
Ein Krankenhaus braucht – anders als Privathaushalte – zu jeder Jahreszeit sowohl Wärme als auch Kälte. In der Energiezentrale am LKH-Univ. Klinikum Graz wird beides erzeugt und jeder Rest von Abwärme genutzt. Anfang November wurde dafür nun eine zweite Anlage zur Wärme-Kälte-Kopplung in Betrieb genommen, um dem gestiegenen Bedarf einer stetig wachsenden Klinik gerecht zu werden. Die neue Anlage, eine Spezialanfertigung, erreicht einen weit überdurchschnittlichen Wirkungsgrad. Auch am Standort Hartberg wird gerade ein System zur Wärme-Kälte-Kopplung geplant. Beide Anlagen sind Teil einer Energieeffizienz-Strategie, die von der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H. (KAGes) in all ihren Krankenhäusern und Pflegezentren verfolgt wird.
Im Winter heizen, im Sommer kühlen. So sehen die Bedürfnisse von Privathaushalten aus. Ganz anders funktioniert ein Krankenhaus: Da wird auch im Winter gekühlt, nämlich die OP-Bereiche, aber auch Großgeräte wie Computertomografen und Magnetresonanztomografen, und im Sommer wird Wärmeenergie für das Warmwassersystem und die Entfeuchtung der Luft benötigt. Dabei wird die Luft zunächst unter den Taupunkt abgekühlt, wobei Wasser ausfällt, und danach wieder auf die benötigte Einblastemperatur erwärmt. „Die Energiezentrale versorgt das Uniklinikum Graz mit vier Heizkreisen und derzeit drei Kühlkreisen. Mit Eröffnung der neuen Universitätsklinik für Radiologie im Jahr 2026 wird ein weiterer Kühlkreis dazukommen“, erklärt Wolfgang Hödl von der KAGes-Direktion Technik und IT. Er ist als Projektleiter für die neue Wärme-Kälte-Kopplung am LKH-Univ. Klinikum Graz zuständig.
„Mit der Inbetriebnahme einer weiteren Bauetappe im Großprojekt Chirurgie und dem stetigen Voranschreiten der wohl repräsentativsten Baustelle des Klinikums, des Neubaus der Radiologie, ist es notwendig, die für den Betrieb notwendigen infrastrukturellen Versorgungssysteme anzupassen“, betont Ing. Christian Sixt, MSc MBA, Technikchef des LKH-Univ. Klinikum Graz.
Das geschieht ganz aktuell und auf hocheffiziente Weise, indem die Abwärme aus den Gebäuden über das Kältenetz rückgeführt und gleichzeitig Wärme, Niedertemperatur und Kälte erzeugt wird. Das entlastet die zentrale Kälteversorgung und unterstützt die Heizungsversorgung des Klinikums. Kommt beispielsweise das von der Turbokältemaschine auf sechs Grad temperierte Wasser mit zwölf Grad aus der Kühlung zurück, wird es nicht einfach neuerlich gekühlt, sondern die rückgewonnene Wärmeenergie zuerst den Wärme-Kälte-Kopplungen zugeführt, um aus diesem Prozess Energie mit einer Temperatur von bis zu 85 Grad Celsius zu generieren und diese zum Vorheizen des Warmwassers einzusetzen oder die Hochtemperaturheizungsversorgung des LKH-Univ. Klinikums zu unterstützen.
Überdurchschnittlich effizient
Eine erste derartige Anlage zur Wärme-Kälte-Kopplung wird am LKH-Univ. Klinikum Graz bereits seit dem Jahr 2018 betrieben. Anfang November ist nun eine zweite, technisch weiter optimierte Anlage in Betrieb genommen worden. Sie ist eine einmalige Spezialanfertigung und wird jährlich bis zu 1.480 Tonnen CO2 einsparen (von jährlich rund 22.380 Tonnen direkter CO2-Emissionen in allen KAGes-Häusern).
Ein durchdachtes System, bei dem je nach Außentemperatur und Anforderungen in der Klinik im multimodalen Betrieb jede Form von Kälte und Abwärme genutzt wird, führt dazu, dass die Leistungszahl der Wärme-Kälte-Kopplung am LKH-Univ. Klinikum Graz weit über dem Durchschnitt liegt: Zählt bei der klassischen Wärmepumpe ein „Coefficient of Performance“ (CoP, Maßzahl, aus wie vielen Einheiten Strom wie viele Einheiten Wärme erzeugt werden können) von 3 bis 5 als guter Wert, erreicht die neue Anlage der KAGes Werte von bis zu 6,5.
Beachtliche Gesamtleistung
Mit ihrer Gesamtkälteleistung von 600 kW, Wärmeleistung für Heizungswasser von 700 kW und 150 kW zur Unterstützung der Warmwasserbereitung trägt die Anlage deutlich zur nachhaltigen Energiebereitstellung am LKH-Universitätsklinikum bei.
„Die gemeinsame Planung, die unter Federführung der Fachabteilung Technik und Bau durchgeführt wurde, basiert auf den Erfahrungswerten der Haustechnik des Klinikums im Umgang mit unserer Energiezentrale in den letzten Jahren und sollte die Chance bieten, die theoretisch zu erwartenden Wirkungsgrade solcher hocheffizienten Systeme in der Praxis zu erreichen, um einen ressourcenschonenden Umgang mit primären Energieträgern zu gewährleisten“, erläutert Christian Sixt.
Energiebedarf halbieren und einfrieren
Die Wärme-Kälte-Kopplung am LKH-Univ. Klinikum Graz ist nur ein Mosaikstein der KAGes-Maßnahmen zur Energieeffizienz und Förderung der Energie-Autarkie. Auch am LKH Oststeiermark, Standort Hartberg, ist gerade eine Anlage zur Wärme-Kälte-Kopplung in Planung, die der Abluft Wärmeenergie entzieht und neuerlich nutzt. Sie soll Ende 2026 fertiggestellt sein und den Gesamtenergiebedarf des Standortes Hartberg nahezu halbieren (bezogen auf 2022).
„Wir haben uns vorgenommen, mit vielfältigen, für den jeweiligen Standort passgenauen Maßnahmen den Fremdenergieverbrauch der KAGes auf dem Niveau von 2005 einzufrieren, also bei 263 Millionen Kilowattstunden. Das ist uns schon bisher trotz der Flächenzuwächse gelungen – und immerhin ist die Gesamtnutzfläche aller KAGes-Bauten seit 2005 um 25,8 Prozent gestiegen“, erläutert DI Rudolf Elsenwenger, zentraler Umwelt- und Klimaschutzkoordinator in der KAGes.
Rückfragehinweis für Journalisten
Mag. (FH) Nicole Friesenbichler, MA
Stabsstelle Unternehmenskommunikation
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